Von Rädern,

Genen & Viren

TECHNIK & WISSENSCHAFT Auch in Technologie und Wissenschaft erzielten Vordenker immer wieder zukunftsweisende Durchbrüche. Dabei verlagerte sich das Geschehen zunehmend aus der realen in die virtuelle und mikroskopische Welt.

CARL BENZ

AUF DREI RÄDERN
HINAUS IN DIE WELT


Viele der Zeitgenossen belächelten seinen „Motorwagen Nummer 1“ von 1885 als „Wagen ohne Pferde“. Doch schon bald zeigte sich: Sein Fahrzeug mit den drei Rädern und dem Viertaktmotor war ein Meilenstein in der Geschichte der Technik – das erste praxistaugliche Automobil.

Als der Motorwagen das erste Mal in Mannheim rollte, waren bereits diverse Dampffahrzeuge auf den Straßen unterwegs. Zudem erntete Benz für seine Arbeit viel Spott und Hohn: „Spinnerei“ und „unnötiger Humbug“ waren typische Zitate. Der Wagen sieht auch wirklich etwas seltsam aus, denn er besteht vor allem aus Fahrradteilen. Der studierte Maschinenbauer ließ sich von beidem nicht abschrecken und meldete 1886 das Patent für sein Fahrzeug an. Die Patentschrift gehört inzwischen zum UNESCO-Weltdokumentenerbe – als Symbol der automobilen Gesellschaft. Das Patent selbst markiert den Anfang einer völlig neuen Mobilitätserfahrung für die Menschheit. Der Durchbruch für Benz kam Ende der 1880er-Jahre, als die europäische High Society die neuartigen Fahrzeuge für sich entdeckte. Um 1900 ist sein Werk bereits die größte Automobilfabrik der Welt. Konkurrenz kommt unter anderem von einem gewissen Gottlieb Daimler, der zur gleichen Zeit den ersten Mercedes verkauft. Aber Benz bleibt der erfolgreiche Autopionier, auch wenn er sich bereits 1903 aus dem aktiven Berufsleben zurückzieht. Nur eines blieb im verwehrt: die erste Überlandfahrt mit seinem legendären Motorwagen. Die machte 1888 seine Frau Bertha mit Modell Nr. 3 – ganz heimlich nach Pforzheim und zurück.

EMMANUELLE CHARPENTIER

EINE SCHERE ALS
REVOLUTION IN DER
BIOTECHNOLOGIE


Was Emmanuelle Charpentier entdeckte, ist nobelpreisverdächtig. Es wird das Leben vieler verändern. 2011 veröffentlichte die französische Biotechnologin erste bahnbrechende Grundlagen zur CRISPR/Cas9-Methode, mit denen sie eine Genschere entwickelte.

Mit dieser »Schere« lässt sich Erbgut ausschneiden, verändern und wieder in ein Lebewesen einbauen. Überspitzt gesagt, kann sich der Mensch mit ihr die Welt von morgen selbst erschaffen. Die eigentlich simple Idee ist, ein Abwehrsystem, das Bakterien gegen Viren einsetzt, als Allzweckwerkzeug in der Genombearbeitung zu verwenden. So lassen sich Tiere und Pflanzen gestalten. Und Menschen heilen, die Aids, Krebs oder genetische Erbkrankheiten haben. Binnen Monaten veränderte die Erkenntnis die Arbeit in den Laboren. Schon heute ist die Methode das meistgenutzte Gentechnik-Werkzeug der Welt.

Mit einem Gentechnik-Werkzeug Leben verändern

 

 

 

 

VINTON G. CERF & ROBERT E. KAHN

AUFBRUCH IN NEUE
KOMMUNIKATIONS-
WELTEN


Der eine ist Doktor der Mathematik, der andere der Elektrotechnik: Zusammen schufen sie die Grundlagen für das unglaublichste Medium der Welt – das Internet. Und das, ohne damals auch nur im Geringsten die Tragweite ihrer Arbeit zu erkennen

Heute ist das Internet weder aus der Arbeits- noch aus der Privatwelt wegzudenken. 2018 nutzten es laut Statistik rund 3,9 Milliarden Menschen, Tendenz weiter steigend. Doch als Cerf zusammen mit Kahn 1973 an der Universität Stanford die erste Version des Internetprotokolls TCP/IP präsentierte, war an eine solche durchgreifende Veränderung der Kommunikation und Information noch lange nicht zu denken. Es sollte lediglich als Medium zwischen Wissenschaftlern dienen und Universitäten miteinander verbinden. Immer wieder aktualisiert, ist das TCP/IP bis heute die Basis der Datenübertragung im Internet geblieben. Cerf denkt aber schon weiter. Seit Jahren arbeitet er am Interplanetary Internet, das in naher Zukunft zu einem Standard für die Kommunikation zwischen Planeten werden soll.

Er veränderte unser Weltbild für immer: Alexander von Humboldt, Gravur von 1883

ALEXANDER VON HUMBOLDT

IM GEPÄCK: EIN NEUES WELTBILD


Er war Naturforscher und Forschungsreisender, Universalgenie und Kosmopolit, Gelehrter und Mäzen. 1799 brach Alexander von Humboldt zu einer Reise auf, die das Wissen von der Welt auf eine neue Stufe stellte.

Seine große Südamerika-Reise von 1799 bis 1804 ist seine bekannteste Unternehmung. Sie wurde später als die zweite, nämlich die wissenschaftliche Entdeckung Südamerikas gefeiert. Die dokumentierten Erkenntnisse veränderten das Verhältnis zwischen Mensch und Natur grundlegend. Humboldts analytischer Ansatz war prägend, Naturwissenschaften wie die Geographie, die Klimatologie oder die Ökologie sehen in ihm ihren Begründer. Vor allem seine Bücher „Ansichten der Natur“ und „Kosmos“ machten Humboldt schon zu Lebzeiten außerordentlich populär. Für ihn zahlte sich das allerdings nicht aus, in seinen letzten Lebensjahren litt er sogar unter Geldsorgen.

 

 

FRANCOISE BARRÉ-SINOUSSI

LEBENSRETTERIN
FÜR MILLIONEN


Es geht um nichts weniger als die Identifikation des Humanen Immundefizienz- Virus, kurz HIV. 1983 gelang Francoise Barré-Sinoussi diese Großtat in der Arbeitsgruppe des Virologen Luc Montagnier am Pariser Institut Pasteur. Der Aids-Erreger war gefunden.

Eigentlich wollte Barré-Sinoussi gar keine Wissenschaftlerin werden. Ihre Karriere begann mit einem Praktikum am Institut Pasteur und fand ihren bisherigen Höhepunkt in der Entdeckung des Virus. Die französische Virologin konnte ihn aus dem Gewebe eines Aids-Patienten isolieren. Die Voraussetzung zur Entwicklung von Anti-HIV-Medikamenten war geschaffen und der anteilige Nobel-Preis 2008 ihr Lohn. Aber Barré-Sinoussi weiß, dass ihr Werk nicht vollendet ist. Fast 40 Jahre nach ihrer Entdeckung sind rund 38 Millionen Menschen weltweit infiziert. Sie forscht unermüdlich weiter.

 

 

Der Kampf gegen Aids als Lebensaufgabe